emanzipiert, indem ich ein leben wählte, das extrem weit von ihrem entfernt ist. aber inzwischen haben sie meine lebensart akzeptiert und sind sogar stolz auf mich, freuen sich über meinen erfolg. ihr film handelt von der einführung des schweizer frauenstimmrechts – eigentlich aber geht es zugleich um sehr viel mehr... es geht vordergründig um das frauenstimmrecht und um die gleichberechtigung – auf einer tieferen ebene aber geht es in unserem film auch um das urwesen der demokratie. darum, was es bedeutet, bürgerin zu sein und auch darum, zivilcourage zu zeigen, wenn es darum geht, diese rechte zu verteidigen. die protagonistin nora steht vor das ganze dorf und verlangt, als gleichwertige bürgerin wahrgenommen zu werden. was mir ausserdem sehr wichtig war zu zeigen: in diesem system des patriarchats, wo man sich vor veränderungen fürchtet und wo es stets um system-erhaltung geht, leiden die männer genau so. die männer in meinem film sind ja nicht böse. hans zum beispiel ist einfach ein kind seiner zeit, er steht unter dem sozialen druck seiner kollegen. er und sein bruder werden von der gesellschaft genau so zerquetscht wie ihre ehefrauen. ich möchte mit meinem film zeigen, dass die gleichberechtigung letztendlich befreiend für alle ist. leider sind wir immer noch weit davon entfernt – dazu braucht man sich nur ein paar statistiken anzuschauen. es geht nicht um empfindlichkeiten, sondern um fakten. und mit der wahl von trump gibt es nun natürlich einen grossen backlash. mein film hat deshalb unerwartet an aktualität gewonnen – leider! gleichberechtigung ist derzeit auch bei den schweizer filmgremien ein grosses thema: eine untersuchung brachte zutage, dass männer 78 prozent der gelder zugesprochen bekommen, die filme aber, die international triumphieren, stammen oft von frauen... sowohl hier in der schweiz wie in hollywood ist es so, dass frauen grossartige filme machen und oft für einen bruchteil des geldes ihrer männliches kollegen. (das führt dann dementsprechend zu sehr hohen gewinnen – etwas, was aber seltsamerweise in hollywood einfach ignoriert wird.) woran liegt das? es sind natürlich viele gründe, die dazu führen. einer davon ist sicherlich der zutiefst verwurzelte sexismus, der alles durchdringt. klar sagt man in der schweiz nicht mehr bewusst, man wolle die frauen weniger fördern, weil sie weniger könnten - das würde niemand sagen! es handelt sich vielmehr um einen unbewussten sexismus, den sowohl männer als frauen zutiefst verinnerlicht haben. man kann deshalb auch nicht erwarten, dass fördergremien, in denen mehr frauen sitzen, auch mehr frauen fördern würden. zum anderen hängt die ungleiche verteilung der gelder aber sicher auch damit zusammen, dass frauen kostengünstigere projekte einreichen als die männer. vielleicht, weil eine frau von anfang an davon ausgeht, dass sie nicht so viel verlangen kann. sicher aber auch, weil sich frauen tendenziell für andere themen und erzählweisen interessieren. sie wählen eher intimere geschichten, die weniger kosten als die teuren actionfilme ihrer männlichen kollegen.