Ungewohnt sicherlich, dass Ihr Projekt nicht bloss auf einer cleveren Geschäftsidee, sondern zugleich auf einer umfangreichen Dissertation basiert… Ich habe tatsächlich an der Universität St. Gallen eine Dissertation über dieses Projekt geschrieben. Das hängt wohl damit zusammen, dass ich zwei sehr unterschiedliche Seelen in mir spüre: Ich bin zum einen der Unternehmer, zum andern aber doch sehr stark auch der Analytiker. Ursprünglich studierte ich Architektur und anschliessend noch Philosophie. In meiner Dissertation habe ich nun versucht, diese beiden unterschiedlichen Seelen einzubringen, indem ich einerseits der Unternehmer bin, der die Kosmos-Idee verwirklicht, andererseits aber auch der Forscher, der sich selber permanent hinterfragt: Was ist der Kern des Projektes? Warum glaube ich, dass daraus etwas Gutes entstehen kann? Und was hat das Projekt mit dieser Stadt zu tun? Aus all dem ist schlussendlich eine 350-seitige Dissertation entstanden. Und wie lautet die Quintessenz dieser 350 Seiten? Spannende Projekte entstehen heute eigentlich immer an den Schnittstellen. An Orten, die durchlässig sind – ich spreche von Membranen – also nicht an Orten, wo man sich abkapselt und unter sich bleiben will, sondern dort, wo man ein Stück weit auch Grenzen überschreitet. Wir bezeichnen Kosmos deshalb auch als ein Projekt der dritten Art: Wir sind nicht ein Ort, der rein ideell oder sozial ausgerichtet ist und wo man partout kein Geld verdienen will, aber wir sind auch nicht ein rein kommerzielles Projekt. Wir müssen hier zwar Geld verdienen, um die Miete zu bezahlen und unsere rund 100 Mitarbeitenden zu entlöhnen, gleichzeitig aber sind wir eigentlich Idealisten, die ihre Vorstellungen und Ideen realisieren möchten. Warum haben Sie sich für diesen Standort entschieden? Unsere Idee ist ja, inhaltlich verschiedene Welten zu verbinden. Spannend an diesem Ort ist, dass sich diese inhaltliche Idee hier zugleich geografisch manifestiert: Da ist auf der einen Seite die Langstrasse, also das traditionelle Rotlicht-, Ausländer- und Künstlermilieu (das sich mittlerweile natürlich stark verändert,) und auf der anderen Seite das Businessviertel der Bahnhofstrasse. Kosmos steht exakt an dem Punkt, wo diese beiden Welten aufeinander treffen.