VR: Ich glaube, dass es nicht so sehr darum geht, ob der Mann jünger oder älter ist, sondern vielmehr darum, dass die Frauen genug davon haben, als Haushälterin eines Mannes zu fungieren: Socken waschen, bügeln und kochen, während der Mann im Lehnstuhl sitzt und die Zeitung liest. Diese Rolle haben unsere Frauen lange genug ausgeübt, denn sie kommen ja noch aus einer recht traditionellen Generation, wo das so üblich war. Diese Rolle aber wollen sie nicht mehr. Was sie wollen, ist eine Beziehung. Ihre Protagonistinnen sind auffallend aktiv unterwegs. Eine der Frauen geht mit den Männern auf die Jagd, eine andere alleine zum Tanzen, zwei der Frauen begeben sich auf Partnersuche im Internet. Wie stark sind diese Handlungen von Ihnen als Regisseurinnen initiiert worden? SC: Alle Handlungen im Film sind von den Frauen als Wunsch geäussert worden. Vermutlich hat der Film mitgeholfen, diese Wünsche dann auch tatsächlich umzusetzen, denn im Alter fällt es noch schwieriger als in jungen Jahren, die Motivation und den Mut zu finden, etwas an einer Situation zu verändern, die einem nicht mehr behagt. Und so waren wir also da und haben unsere Damen gepuscht: «Sie haben doch mal gesagt, dass Sie gerne das und das machen würden – dann lassen Sie es uns anpacken!» «Wenn du etwas machen willst, dann tu’s! Und wenn du scheiterst, dann scheiterst du. Aber du hast es immerhin probiert!» Sie hatten letztes Jahr bereits den Kinostart in der französischen Schweiz, und nun ist «Les Dames» endlich auch in deutschen Schweiz gestartet. Sind die Reaktionen die gleichen? VR: Wir hatten Angst davor, dass das Deutschschweizer Publikum den welschen Humor nicht verstehen würde, aber wir haben den Eindruck, dass das Publikum an den gleichen Stellen lacht und sich emotional genauso angesprochen fühlt. Es ist ja vor allem der Selbsthumor, der unsere Protagonistinnen auszeichnet. Und wenn sie über die Liebe sprechen, dann werden sie alle wieder jung. Es ist erstaunlich. Die Liebe ist ein Phänomen ausserhalb von Zeit und Raum. Sie ist universal und überspringt sogar den Röschtigraben. Auch die Beziehung von Ihnen beiden steht ausserhalb von Zeit und Raum, sprich dauert schon ewig. Ich habe irgendwo gelesen, dass Sie sich seit der 5. Klasse kennen. SC: Wir haben uns als 10-Jährige kennengelernt und waren die ganze Schulzeit hindurch beste Freundinnen. Weil wir beide Schauspielerinnen werden wollten, begann wir zusammen kleine Shows einzustudieren, gründeten später unser eigenes Duett und irgendwann war die Bühne zu unserem Métier geworden. Anfänglich waren es mehr Clown-Nummern, später absolvierten wir beide auch eine Schauspielausbildung, und irgendwann begannen wir Videos in unsere Show zu integrieren – und das war dann der Moment, wo unsere filmische Laufbahn begann. Wir realisierten eine Doku und ein paar Kurzfilme, und schliesslich den bereits erwähnten Spielfilm «La Petite Chambre». Das war wirklich der grosse Sprung auf die andere Seite, denn obwohl wir schon 20 Jahre beim Theater waren, kannte uns in der Filmindustrie kein Mensch.