geschlossen. Und der Dichter denkt nicht allein unseres südlichen Schweizergartens, wenn er die Südseite des Gotthard sinnt. Jene Welt reichte ihm weiter, über alle Grenzen: sie gehörte mit zu dem Europa, dessen Hoffnung bleibt, was das Land des Gotthards seit Jahrhunderten bedeutet und in diesen furchtbaren Jahren aufs neue verteidigt, aufs neue gewonnen hat. Der Gotthard als grosse Natur, der Gotthard als grosse Geschichte, der Gotthard als grosses Gleichnis: all das lebte im Dichter des Olympischen Frühlings. Darum wusste er sich hier mehr in Europa als überall sonst. Und darum wissen wir an seinem hundertsten Geburtstag von Herzen, wie sehr er unser Dichter ist.» Olympischer Frühling mit Gotthard-Anklängen Paul Burkhardt macht in seiner 1919 erschienenen Arbeit «Die Landschaft in Carl Spittelers ,Olympischem Frühling‘» deutliche Anklänge an die Gotthard-Landschaft aus. Spittelers Versepos war 1905 erschienen. Nicht nur die Verwendung des Namens Reuss deutet für Burkhardt darauf hin, dass Spitteler, soweit er Hochgebirgslandschaft schildert, namentlich durch die Gotthard- landschaft inspiriert wurde, sondern vor allem die Tatsache, dass er, indem er ein Buch über den Gotthard schrieb, für diese Gebirgs- gegend ein ganz besonderes Interesse bekundete. Unterstützt werde diese Annahme durch die mündliche Äusserung Spittelers, im Gesang «Wagenrennen» schwebe ihm die Schöllenen vor. «Dass in einem gewissen Fall, wie im Gesang ,Wagenrennen‘ ein bestimmtes Vorbild deutlicher ins Bewusstsein des Dichters trat, ist ganz gut möglich. Verschiedene Berührungspunkte zwischen der in der Dichtung geschilderten Landschaft und der Schöllenen lassen sich feststellen. In der Dichtung wird der Weg durch die Schlucht von oben nach unten zurückgelegt, wie es Spitteler für eine eindrucksvolle Wirkung der Schöllenen empfiehlt. Auf diese Weise ist in der Wirklichkeit sozusagen gleich am Anfang, nachdem man kurze Zeit das ,rätselhafte‘ Tosen der Reuss ver- nommen hat, das Urnerloch zu passieren. In der Dichtung müssen die Götter zu Beginn ihrer Fahrt mit ihren Wagengespannen durch den ,hohlen Stein‘ ihren Weg suchen. Als sie wieder ans Licht kommen, finden sie sich in einem ,Höllenlabyrinth‘, wo Fluh auf Fluh kopfüber in den Abgrund reitet, und wo Sonne und Schatten und die unheimliche Macht des tosenden Wassers die Sinne zu