Gitta Gsell: Für mich ist das ZFF Neuland. Ich kannte das Festival bisher nur als gelegentliche Besucherin, nun bin ich natürlich umso mehr gespannt, wie «Beyto» hier ankommen und aufgenommen wird. Das Festival trumpft damit auf, dass der Anteil neuer Filme, die von Frauen realisiert wurden, mit «Ich entstamme einer Generation, die es noch erlebt hat, als Frau in der Filmwelt ein ziemlich exotisches Wesen zu sein.» Gitta Gsell 38,6 Prozent ungewöhnlich hoch ist. Spielt das für Sie eine Rolle? Gitta Gsell: Ich entstamme einer Generation, die es noch erlebt hat, als Frau in der Filmwelt ein ziemlich exotisches Wesen zu sein. In den USA bewegte ich mich in der Welt des Experimentalfilms, dort war zwar die totale Dominanz der Männer etwas weniger ausgeprägt, aber als ich dann 1990 in die Schweiz zurückkam, war das anders. Schlimm war vor allem, dass es nicht nur sehr wenige Frauen in der Schweizer Filmszene gab, sondern dass in meiner Generation diese immer weniger wurden. Zwar gab es in der Westschweiz Jacqueline Veuve, Patricia Plattner oder Léa Pool – die aber bald nach Kanada auswanderte – oder in der Deutschschweiz Marlies Graf und Gertrud Pinkus. Doch gerade Letztere beide verlegten sich nach einigen Erfolgen, die sie in von den 1970ern bis Anfang der 1990er hatten, danach auf andere Gebiete als auf Kinofilme. Für Ihre Generation Bettina Oberli, präsentierte sich die Situation ja dann schon etwas anders. Bettina Oberli: Ja, das stimmt. Aber ich kann mich auch noch erinnern, dass ich 1994, als ich das erste Mal als Zuschauerin an den Solothurner Filmtagen war, «Mouvements du désir» von Léa Pool sah. Und damals war es immer noch etwas Besonderes, wenn ein Film von einer Frau realisiert wurde. Als ich dann im darauffolgenden Jahr meine Ausbildung an der ZHdK begann, erlebte ich allerdings eine ziemlich andere Umgebung: Die Schule wurde von zwei Frauen geleitet und eine Filmklasse vor mir bestand sogar ausschliesslich aus Frauen. Man muss aber auch dazu sagen, dass es damals überhaupt erst sehr wenige Leute gab, die eine Filmausbildung absolvierten. Aber es waren Institutionen wie die ZHdK,