links: Claudia Comte (*1983) | Suspended Marble Banana (Study), 2019 | KÖNIG GALERIE, Berlin/ London/Seoul | © Claudia Comte Foto: Roman März | rechts: Vincenzo Baviera (*1945) | Mehrfachpendel / Bodenpendel | 1985 | Foto: René Rötheli, Baden Pluralität der Stile Die umfassende Schau im Aargauer Kunsthaus widmet sich der Schweizer Skulptur von 1945 bis heute mit 230 Werken von 150 Kunstschaffenden aus allen Landesteilen. Ausgehend von den avancierten Positionen der unmittelbaren Nachkriegszeit wie Jean Arp, Max Bill, Alberto Giacometti, Germaine Richier, aber auch den damals noch weitgehend die Schweizer Kunstszene bestimmenden «Traditionalisten» wie Karl Geiser und Remo Rossi führt die Ausstellung zu den vielfältigen Tendenzen der Kunst der 1960er-Jahre. Die Werke eines Walter Bodmer oder Bernhard Luginbühl prägen die bis heute anhaltende Strömung der Schweizer Eisenplastik. Parallel dazu entstehen neue Avantgarden, etwa der «Nouveau Réalisme», massgeblich geprägt durch Jean Tinguely, Niki de Saint Phalle, André Thomkins und verflochten mit der Fluxus-Bewegung – man denke an Dieter Roth oder Daniel Spoerri. Die Pluralität der Stile nimmt in den 1970er-Jahren weiter zu: Ob Konstruktion, Abstraktion, entmaterialisiertes Konzept oder Expressivität und Innerlichkeit – alles ist jetzt möglich, bis sogar, mit einem Höhepunkt in den 1980er-Jahren, das Alltägliche in die Kunst einkehrt und die internationale Kunstbühne erobert – Fischli/Weiss sind dabei die prominentesten Vorreiter. Bei den jüngsten Generationen lassen sich zwei unterschiedliche Haltungen beobachten: Zum einen die (postmoderne) Schaffenslust aus der befreienden Erkenntnis heraus, dass es alle Formen der Skulptur schon einmal gegeben hat und somit alles erlaubt ist; zum anderen das neue Interesse am Material und an dessen handwerklicher Bearbeitung. Verbindend wirkt das Bewusstsein der Kunstschaffenden, mit ihrem Werk einen Beitrag zur Ergründung unserer diversen, komplexen, ja widersprüchlichen Welt zu leisten. Ursprung und die dahinter verborgene Gefahr mit einem fahlen Gefühl zurück.