Eine Sammlung aus Ausschnitten Wie umfassend sein Interesse an Bildern ist, zeigen die sogenannten «Cuts», die «Ausschnitte», die unterschiedliche Formen annehmen können. Bei den «Ciba Noir» handelt es sich zum Beispiel um quadratische, nicht entwickelte Cibachromfotopapiere, die auf einer voluminösen Kartonkonstruktion vor farbigen Wänden montiert sind. LINK zum Ausstellungskatalog Dieses spezielle Fotopapier, das heute kaum mehr benutzt wird, diente der Vergrösserung von Dias und zeichnet sich durch besondere Brillanz und Farbechtheit aus, weil die Farbpigmente direkt in die Fotoschicht eingelagert sind. Bevor es entwickelt wird, zeigt das Papier aber eine unspektakuläre braune Oberfläche. Jedes dieser blinden Quadrate enthält das Potenzial aller möglichen Bilder. Ähnliches gilt für die «Spiegelcuts», die – wie bei Spiegeln üblich – alles Sichtbare abbilden können. Die technologisch neueste Version des Spiels mit allen möglichen Bildern ist in der Ausstellung durch einen «Elektrocut» präsent. Auf dem quadratischen Bildschirm werden, gesteuert durch ein Computerprogramm, ausgewählte Bildelemente neu zusammengesetzt in den Ausstellungsraum eingespielt. Alle in der Ausstellung vertretenen «Cuts» thematisieren das unerschöpfliche Potenzial, das die massenhaft vorhandenen Bilder in der heutigen Welt enthalten. Atemberaubende Farbräume Obwohl sich Harald F. Müller nicht als Maler versteht, nimmt die Auseinandersetzung mit der Farbe in seinem Schaffen eine wichtige Stellung ein. Er analysiert die Werke von Farbmagiern wie Tizian, Cézanne, Matisse, Le Corbusier oder Rothko und verwandelt durch den grossflächigen Einsatz von präzis gewählten Farben die Ausstellung «Mondia» in einen Suggestivraum, in dem sich Besucher*innen immer wieder die grundsätzlichen Fragen zu Bild, Raum und Wahrnehmung stellen. Der grossflächige Farbeinsatz verbindet die Ausstellung mit Harald F. Müllers Arbeiten im öffentlichen Raum. Einer seiner atemberaubenden Farbräume kann nur wenige Schritte von der Ausstellung entfernt im Treppenhaus des unteren Gästehauses der Kartause Ittingen begangen werden. Hier zeigt sich eindrücklich, wie sich eine aktuelle Vorstellung von Malerei als räumliche Erfahrung realisieren lässt.