René Stettler, die Schweizer Biennale zu Wissenschaft, Technik + Ästhetik feierte vor zwei Jahren das 25-Jahre- Jubiläum. Was dürfen wir bei der nächsten Ausgabe erwarten? An der kommenden Biennale treten international bekannte Referenten der Fachgebiete Philosophie des Geistes, Neurowissenschaft, Physik, Indische und Tibetische Buddhistische Philosophie, Postwachstumsökonomie und Künstliche Intelligenz-Forschung, auf. Sie kommen diesmal aus Australien, Deutschland, Kanada, der Schweiz, und USA. Seit der Gründung der Biennale haben Sie neben der Quantenphysik oder der Neurologie zunehmend auch den Bereichen Buddhismus und Ökologie Platz eingeräumt. Was sind die Gründe? Der Mensch hat «Geist» und seine Identität wird in Beziehung zur Umwelt gebildet. Es ist etwas sehr Einzigartiges und grenzt an ein Wunder. Niemand kann jedoch sagen, ob dieser «Geist» den Planeten nicht zugrunde richten wird. Der Mensch wäre dann klar ein Fehlversuch der Natur gewesen und die Zivilisation ein kurzer Augenblick in der ganzen Erdgeschichte. Was uns fehlt, ist eine Philosophie und Wissenschaft, die objektiv die Auswirkungen des einzelnen Menschen und ganzer Gesellschaften untersucht, die auf der Basis von Materialismus, Hedonismus und Konsumismus die Ökosphäre zerstören und die menschliche Zivilisation untergraben. Lässt sich diese Entwicklung korrigieren? Es braucht Philosophen und Wissenschaftler, die offen die entmenschlichenden und demoralisierenden Konsequenzen aller materialistischen Ansichten des Geistes anerkennen. Die Wechselwirkung von buddhistischem Gedankengut und der Wissenschaft, die sich der interdisziplinären Forschung nicht verschliesst, bildet einen Anker. Es gibt buddhistische Poesien, die Hinweise auf ein ökologisches Bewusstsein aufzeigen. Das Erwachen eines ökologischen Verständnisses von uns selbst und unserem Bewusstsein ist möglich. Was erwartet die Besucher*innen der Biennale? Ich kann einen anregenden Tag mit überraschenden Geschichten und provokativen Gedanken von Forschenden garantieren, die am Rand von wissenschaftlicher Innovation, der Natur des Bewusstseins, des menschlichen Geistes und des Buddhismus – und der Ökonomie nachhaltiger Entwicklung arbeiten. Was ist der Beitrag der US- amerikanischen Neurowissenschaftlerin Jill Bolte Taylor? Jill Bolte Taylor eröffnet die Biennale. 1996 erlitt sie einen Schlaganfall in der linken Grosshirnrinde worauf sie eine Hirnoperation hatte und ein Blutgerinnsel in der Grösse eines