REZENSION MADELEINE HIRSIGER Es könnte fast eine weihnachtliche Geschichte sein: Man fühlt sich im Kinosessel sofort in Sicherheit und glaubt, dass alles gut kommen wird. Es geht um ein altes, renovierungsbedürftiges Zweifamilienhaus im Dorf, als die Mutter stirbt, erben es die beiden Kinder. Die Tochter Karin, eine Pflegefachfrau in Weiterbildung, will sofort verkaufen, sie braucht das Geld. Ihr Bruder Josef, ein schwerer Alkoholiker, der sich messimässig von harten Drinks ernährt, will auf keinen Fall aus seiner vergammelten Wohnung ziehen. Eine klassische Situation als Ausgangslage für ein Drama mit viel Herzblut. Die Hauptperson ist Josef, glaubwürdig und mitfühlend gespielt von Fabian Krüger, abgemagert und ungewaschen, in schmutzigen, zerschlissenen Kleidern. Seine Prinzessin Josef muss mit Karin, die in die Wohnung ihrer Mutter einzieht, irgendwie auskommen – so spart sie sich wenigstens den Mietzins für eine andere. Aber da gibt es noch Nina, die wunderbare kleine Tochter der Schwester (Lia Hahne). Das aufgeweckte und schlaue Mädchen kommt gezwungenermassen mit ihrem Onkel in Kontakt. Die Nähe der beiden stimmt die Schwester versöhnlich, die Skepsis und Ablehnung gegenüber ihrem Bruder, der permanent betrunken ist, nimmt ab. Und da wieder die Hoffnung: eschaffen, den Alkohol zu besiegen, dank der kleinen Nina, die zu seiner Prinzessin wird. Josef blüht auf und spielt seiner Nichte wunderbare erfundene Geschichten im wilden Garten ums Haus vor. Der 47- jährige Zürcher Regisseur Fabian Luisi, der 2004 mit seiner Komödie «Verflixt verliebt» im Schweizerischen Filmschaffen sofort seinen Platz gefunden hatte, beschreibt diese Annäherung behutsam und mit Fingerspitzengefühl in einem stimmungsvollen Setting der 1980 Jahren, gekonnt eingefangen von Kameramann Ramòn Giger.