homophoben Gegenbewegung gegen die Abbildung von Regenbogenfamilien in Schulbüchern. In den drei Spots, die wir dann in Windeseile produziert haben, stellen wir das Prinzip der Toleranz auf den Kopf. Weil «Toleranz» sonst immer in eine Richtung läuft – von einer (in diesem Fall heterosexuellen) Mehrheit gegenüber einer (lesbisch-schwulen) sogenannten Minderheit, wollten wir den Begriff umdrehen – aus einem Gefühl des Widerstands. Die drei Clips zu realisieren, hat viel Spass gemacht, Carolin und ich haben uns dabei super ergänzt. In jungen Jahren haben Sie Liedtexte für Udo Lindenberg geschrieben. Im Film «Fremde Haut» von 2005 – einem Migrationsdrama über eine lesbische Iranerin – läuft über dem Abspann ein Lied, das Sie selbst geschrieben haben und singen: «Point of No Return». Wäre Musik auch eine Karrieremöglichkeit gewesen und wieso wurde es dann doch Film? Ich glaube, dass ich die bessere Regisseurin als Sängerin bin. Aber die Musik ist auf jeden Fall immer noch eine Leidenschaft von mir, gerade in letzter Zeit hab ich das wieder für mich entdeckt. Und ich finde das nach wie vor den absolut tollsten Beruf. Aber ich glaube, es gibt einfach Leute, die das wahnsinnig gut können, nichtsdestotrotz mach ich es immer noch sehr gerne. Sie haben mit Stars wie Jasmin Tabatabai gedreht, mit Hannelore Elsner und Maren Kroymann. In einem Interview haben Sie mal gesagt, dass Sie wahnsinnig gern mit Gena Rowlands arbeiten würden – tatsächlich entstand dann ein filmisches «Selbstporträt» mit Charlotte Rampling, «The Look» (2011), das auf dem Festival in Cannes lief … Wie kam es dazu und was fasziniert Sie an der Zusammenarbeit mit namhaften Schauspielerinnen? Alle Genannten finde ich sind tolle Schauspielerinnen, weil sie es schaffen, ihre Figuren zu ver-«körpern» – mit der Aura, die sie mitbringen, und mit einer ihnen eigenen Durchlässigkeit – und so etwas übers Menschsein zu erzählen. Auch wenn das nun vielleicht etwas pathetisch klingt. Ich glaube, die grösste Kunst im Schauspiel ist, sich tief mit den Gefühlen zu verbinden und eine solche Durchlässigkeit zu haben. Das fasziniert mich. Das Wissen um Gefühle, gepaart mit Intelligenz. Die genannten Akteurinnen bringen alle eine besondere Kraft mit und riskieren auch etwas, geben sich voll rein. Sie verkörpern die Figuren, die sie spielen, ganz und gar uneitel und dadurch dann wunderschön. Was ist Ihr nächstes Projekt? Ich überarbeite gerade ein Buch, das ich geschrieben habe, eine Autofiktion. Es geht um eine Regisseurin, die versucht, einen Film zu machen und damit scheitert. Das könnte mich nun einholen, was ich nicht hoffe. Es gibt einen Kinofilm, den ich wirklich drehen will, aber die Finanzierung gestaltet sich leider sehr zäh. Wir befinden uns in grossen Umbrüchen, und das gilt auch für das Kino. Im Roman, der auch witzig ist, geht es um meine Erfahrungen in dieser (Film-)Welt und mein Nachdenken über: Worum gehts eigentlich im Leben? Und: Wer bin ich, wenn ich keine Filme mehr machen kann? Was wir alle nicht hoffen! Wir drücken die Daumen für die Förderentscheidung – und gratulieren einstweilen ganz herzlich zum Pink Apple Festival Award!