auch wieder verdrängt habe. Und es war die Zeit, als MTV gross wurde und ich mir mit einer Freundin viele Videos angeschaut habe. Auch da spielte Animation immer wieder eine Rolle, z.B. bei Björk oder Daft Punk. Grossartig! Das Fantoche hat sich von Anfang an dafür eingesetzt, den Animationsfilm auch für ein erwachsenes Publikum zu etablieren. Was kann eine Animation besser als ein nicht animierter Film? Das Klischee, dass Animation nur was für Kinder ist, ist leider immer noch verbreitet – nicht nur in der Wahrnehmung des Publikums, sondern auch generell in der Filmbranche. Deshalb ist die Arbeit meiner Vorgänger:innen so wertvoll und aus diesem Grund ist es mir auch wichtig, dass Menschen aus der Nicht-Animationsbranche zu uns ans Festival kommen, damit sie sehen, wie grossartig, wie vielseitig und beispielsweise auch wie böse Animation ist. Dieses Jahr sind Selektionsmitglieder von erstklassigen Festivals wie der Berlinale, aus Cannes, Locarno etc. am Industry Day eingeladen, um darüber zu reden, welchen Stellenwert Animation in der Festivalindustrie hat und wie wir einen Change in der Wahrnehmung generieren können. Und nun zur effektiven Frage: Ich möchte das Wort «besser» nicht verwenden, sondern eher beantworten, was Animation «anders» macht: Für mich kann Animation eine Magie auslösen, mich zum Staunen bringen und Welten näher bringen, die ich in Gedanken mit nach Hause nehmen kann und zwar anders als nicht animierte Filme. Dafür benötigt sie keine Schauspieler:innen, sondern sie erschaffen ein Bild oder nehmen einen Gegenstand und versetzen diese in Bewegung. So kann ein Bleistift, der animiert wird, bei uns plötzlich sehr viele Emotionen auslösen und das ist der Zauber. Des Weiteren könnte ein Animationskurzfilm auch komplett von einer Person erstellt werden – das ist zwar anstrengend, aber machbar. Animation kann schwere Themen wiedergeben, dass es zumutbar ist und wir dies vielleicht besser abstrahieren bzw. verdauen können. Zusätzlich, wenn man teilweise sieht, auf wie viele Details der:die Animator:in in ihrem Werk gesetzt hat. Alles ist genauso gewollt, genauso geplant. All diese Faktoren – und ich habe nun einen kleinen Teil aufgezählt – sind für mich sehr faszinierend. Der diesjährige Fokus auf den Balkan hat einerseits mit ihrer eigenen Biografie zu tun, doch für Kenner:innen war die Region noch nie ein unbeschriebenes Blatt. Ist es das erste Mal, dass sich das Fantoche mit der Geschichte der Animation im ehemaligen Jugoslawien beschäftigt? Es gab schon 2010 einen Fokus zu Kroatien, – damals unter der Sektion «Terra Incognita» und mit drei Programmen: Die ersten Jahre, die «Goldene Zeit» von den 50er bis 60er- Jahren, die 70er-Jahre wurden mehrheitlich im Programm «Höhenflüge» abgedeckt und die 90er sowie 00er-Jahre in «New Generation». Natürlich gibt es hier ein paar Überschneidungen mit unseren historischen Programmen. Ich habe für das Programm mit vier Kurator:innen mit unterschiedlichem Background gearbeitet, um die Filme aus dem Balkan aus vielfältigen Blickwinkeln zu zeigen. Jugoslawien existierte bis 1991, danach brach der Krieg aus, der bis Ende der 1990er-Jahre andauerte und offiziell 2001 als beendet erklärt wurde. Die danach entstandenen Nationen sind relativ jung, Kosovo etwa ist immer noch nicht als souveräner Staat von allen Ländern des Balkans anerkannt. Deshalb war es mir wichtig, dass wir einerseits mit einem historischen Blick in das