mich. Erica Jong lud mich zu einem kleinen Lunch zu sich ein. Unsere erste Begegnung war lustig, aber auch sehr wild. Sie sprang von einem Thema zum anderen. Ich ahnte damals schon, dass es nicht einfach werden würde. Das hört sich nach einem Sprung ins kalte Wasser an, etwas, was sich auch am Anfang des Films bemerkbar macht. Wie ist es, in diese so wohlhabende und exklusive Welt der Upper East Side einzutauchen? Die Szenerie ihrer Wohnung war eine Offenbarung und ich kannte dieses Milieu zuvor überhaupt nicht. Natürlich wusste ich, dass sie sehr viel Geld verdient hat mit ihren Büchern. Weltweit hat Erica Jong 60 Millionen Exemplare verkauft. Und ich wusste auch, dass ihre Familie und ihr Mann wohlhabend sind. Und dennoch war es eine wunderbare Überraschung, einen so lebendigen Ort vorzufinden. Diese vielen verschiedenen Räume, die Aussicht auf die Stadt, Bilder und Skulpturen überall. Ich habe sehr früh entschieden, dass die Wohnung eine Figur im Film sein wird. Eine, die mit der Zeit immer mehr von sich zeigt und Geschichten enthüllt. Sie nehmen einen mit auf eine Expedition in den Kosmos Erica Jong. Und doch kommt sie in einer Szene, in der sie sich über eine Waschmaschine aufregt, beinahe versnobt rüber. Absicht? Ja, ich habe diese Szene sehr bewusst gesetzt, denn das gehört zu ihr. Sie macht gewisse Sachen nicht mit und wehrt sich. In den USA ist es so, dass man übertrieben gesagt 15 Formulare ausfüllen muss, um eine Waschmaschine zu bekommen. Ich bin das Risiko eingegangen, dass man denkt: Oha, diese Frau kann aber sehr unangenehm sein. Ich wollte ihre Aggressivität beibehalten, auch weil es keine einfache Hommage an Erica Jong werden sollte, in der immer alles nett ist. Manchmal war sie auch mir gegenüber ungeduldig und wollte wissen, was ich jetzt vorhabe. Aber das ist die Ungeduld des kreativen Menschen, der sich nicht aufhalten lassen will durch den banalen Alltag. Wie war die Zusammenarbeit mit dieser so starken und doch sinnlichen Schriftstellerinnenpersönlichkeit? Es war ein ständiges Ringen. Nur weil ich Mann und Regisseur bin, konnte ich nicht einfach Dinge von ihr verlangen. Alles musste begründet werden, auch wenn es manchmal nicht möglich war, im Vorhinein zu sagen, ob der Dreh einer Szene Sinn macht. Und ihre Sinnlichkeit, ja, manchmal wollte sie mich richtig umarmen. In diesen Situationen kam ich ihr dann verklemmt vor (lacht). Es hat gedauert, bis wir uns auf Augenhöhe begegnen konnten, dabei ging es aber weniger um eine Machtfrage, sondern mehr um eine Verständnisfrage. Ich bin mir sicher, bis zum Schluss war ich für sie ein Fremder. Sie hat mir viele Fragen gestellt und wollte alles über mich wissen. Sie wollte, dass ich so offen bin, wie sie ihn ihren Büchern, da spricht sie davon, «naked on the page» zu sein. Aber wir in Europa oder auch in der Schweiz öffnen uns nicht so schnell.