verlor … Miklós Gimes: Ich möchte dazu etwas klarstellen. Als Priester wurde er nie offiziell entlassen, denn eine Entlassung aus dem Priesteramt kann nur der Papst vornehmen. Das hätte über den zuständigen Bischof laufen müssen, in diesem Fall den Bischof von Chur. Und dieser hätte mitteilen müssen: He, wir haben da einen, der hat vier Kinder (zwei weitere hat er ja erst gezeugt, als er nicht mehr als Priester tätig war). Also, der Bischof von Chur hütete sich wahrscheinlich, denn in dem Moment, wo Ebnöther offiziell seine Priesterweihe verliert, kommt es zum Gerede. Das wäre auch für die Kirche schwierig gewesen. Ja, folglich behielt man alles unter dem Deckel, man handhabte es von Seite der Kirchenoberen, so, dass man Ebnöther erst versetzte und ihn dann, als er erneut übergriffig wurde, zu ‹Exerzitien› für ein Jahr in ein Kloster nach Fribourg schickte. Danach erhielt er nur noch Vikariate als Religionslehrer und bald darauf quittierte er von sich aus den Dienst. Und schliesslich erwarb er dann – übrigens auch wieder mit finanzieller Hilfe mehrerer Frauen – dieses Berghotel in Saas. Monika Gisler: Er hat offenbar auch selber grossen Wert darauf gelegt, dass er als Priester aus dem Amt nie entlassen worden war. Was sich nach seinem Tod zeigte, als man im Hotel in einer Schublade noch, schön zusammengefaltet, sein Priestergewand fand. Ich möchte dazu etwas klarstellen. Als Priester wurde er nie offiziell entlassen, denn eine Entlassung aus dem Priesteramt kann nur der Papst vornehmen. Herr Gimes, ihr Film wird getragen von einem sichtbar grossen Vertrauen, das alle Protagonist:innen zu Ihnen haben. Wie haben Sie das geschafft? Miklós Gimes: Schön, dass Sie das so sehen. Für mich war klar, dass der Film weitgehend von den Zeugnissen der vier Töchter und der zwei Söhne Ebnöthers abhängen würde. Denn trotz intensiver Recherche mussten wir feststellen, dass von Ebnöther keine Filmdokumente existieren, sondern nur die paar Fotografien und Tondokumente, die man im Film sieht und hört. Erschwerend kam noch hinzu, dass die Witwe von Toni Ebnöther – die eine wichtige Person gewesen wäre – nichts mit dem Filmprojekt zu tun haben wollte. Sie trat erst spät in sein Leben, er hatte sie mit siebzig geheiratet.