Von Geri Krebs Erstmal zu den Gewinnerfilmen Die Welt spinnt – und das in einem Ausmass, wie schon lange nicht mehr. Vielleicht ist es kein Zufall, dass von drei Hauptpreisen am diesjährigen ZFF zwei an Dokumentarfilme gehen, die diesen Befund eindrücklich belegen. Der eine, IN THE REARVIEW von Maciek Hamela, zeigt die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, der seit über eineinhalb Jahren in Europa tobt und bei uns zuweilen schon fast in Vergessenheit zu geraten droht – der andere, HOLLYWOODGATE, vermittelt nie gesehene Einblicke in jenes Land, wo seit dem 31. August 2021 fundamentalistische Wahnsinnige an der Macht sind, Afghanistan. Dass dieser atemberaubende Film, für den sein Regisseur, der in Berlin lebende Ägypter Ibrahim Nash’at, sein Leben riskierte, just an dem Tag prämiert wurde, an dem an einem anderen Ort auf der Welt wahnsinnige Fundamentalisten einen neuen Krieg entfesselten, mutet wie eine makabere Pointe an. Im Gegensatz zu so viel Zerstörung, Leid und Schrecken fiel auf, dass es in zahlreichen Spielfilmen der diversen Sektionen des Festivalprogramms um intime Momente und persönliche Beziehungen ging und dass dabei fleissig der schönsten (Neben-)Sache der Welt gefrönt wurde. Blaue Pillen und ein Wort mit drei Buchstaben Will man tief unten anfangen, so hat ein einstiger Grossmeister des Weltkinos in diesem Bereich die Messlatte verloren: Roman Polański, dessen neuer Film THE PALACE ja bereits die Negativhitparade anführt. Wenn in dem opulent ausgestatteten Werk eine der Figuren, der von John Cleese verkörperte greise texanische Milliardär, nach Einwurf zweier blauer Pillen mit seiner 22-jährigen, übergewichtigen Gattin zu Gange ist und auf dem Höhepunkt des Geschehens den endgültigen Abgang macht, worauf die Angetraute vor Schreck einen Vaginalkrampf kriegt und damit dem Toten im wörtlichen Sinn verbunden bleibt, dann wähnt man sich eher am bunten Abend eines Pfadilagers als im Film eines Meisterregisseurs. Aber dass nicht nur ein Neunzigjähriger, sondern auch der cineastische Nachwuchs auf dem Gebiet körperlicher Begegnungen