Premieren, das schafft wieder einen Ausgleich. Aber Ihr Einwand ist berechtigt. Es stimmt, die Solothurner Filmtage haben bisweilen Mühe, Premieren grosser Schweizer Produktionen zu bekommen, hier ist die Berlinale eine Konkurrenz. Obwohl sich das gar nicht ausschliesst, denn ein Film, der seine Uraufführung in Solothurn hatte, kann dennoch in einer kompetitiven Sektion an einem internationalen Festival als Weltpremiere laufen. Wie sieht eigentlich Ihre persönliche Geschichte mit den Filmtagen aus, können Sie sich noch erinnern, seit wann Sie die Filmtage kennen? Ich bin jetzt 44, da ist meine Erinnerung an die Jugendjahre schon etwas am Verblassen. Deshalb kann ich Ihnen den genauen Zeitpunkt nicht mehr nennen, in welchem Jahr ich erstmals als Zuschauerin die Filmtage besuchte. Ich kann also nicht mit einer schicksalhaften ersten Begegnung mit den Solothurner Filmtagen dienen. Aber die Filmtage waren sicher schon früh in Ihrem Fokus? Ja klar, schliesslich bin ich in Biel aufgewachsen, fünfzehn Zugminuten von Solothurn entfernt. Wenn man sich in der Schweiz für Film interessiert, gehört Solothurn zu dem, was ich den inneren mentalen Echoraum nennen würde, Solothurn ist familiär. Ich war schon als junge Frau da, aber wann, das kann ich nicht mehr sagen. In beruflicher Funktion war ich als Redakteurin und Produzentin der Sternstunde Kunst seit 2005 fast jedes Jahr an den Filmtagen vertreten, mit Koproduktionen von unabhängigen Schweizer Filmen und einzelnen Projekten, die ich selber produziert oder realisiert habe. Vor fünf Jahren, kurz vor der 50. Ausgabe, schrieb der Filmkritiker der NZZ am Sonntag, Christian Jungen, heute Direktor des Zurich Film Festivals, die Solothurner Filmtage seien das entbehrlichste Festival der Schweiz. Der Schweizer Film brauche kein spezielles Festival mehr, denn er sei in den Kinos längst etabliert. Wie erlebten Sie die damalige Kontroverse? Hat er das damals tatsächlich so geschrieben? Ich gestehe, dass ich das nicht mehr genau in Erinnerung habe. Ich kann dazu nur sagen: Lassen wir die Zahlen sprechen. Die Filmtage hatten letztes Jahr 65.000 Eintritte, das sind 8.000 pro Tag, eine enorme Zahl, wenn man sie mit den im Jahr 2018 rückläufigen Kinoeintritten vergleicht. Solothurn