Frédéric Beigbeder nähert sich in seinem neuesten Werk seinem Lebensthema – Party, Konsum, Jugend, Prominenz – ausnahmsweise historisch, genauer gesagt mit einem Rückgriff auf die 1940er Jahre. Und entfaltet dabei zwischen fact und fiction sein ganzes humoristisches und erzählerisches Talent. In Oona & Salinger verflicht er die High-Society-Liebesgeschichte zwischen Oona O'Neill und dem später weltberühmten J. D. Salinger mit Impressionen unserer direkten Gegenwart. Und es braucht weniger Fantasie, als man meinen sollte, sich auch im Hotel Storchen an der Limmat ein wenig wie im legendären Stork Club in New York zu fühlen, wo Beigbeders Story ihren Anfang nimmt. Wer hätte gedacht, dass der Skandalautor Beigbeder einmal fast zärtlich und romantisch erscheinen würde? Das geschieht jedoch zwangsläufig, wenn man ihn mit dem Debüt von Christoph Höhtker vergleicht. In seiner wie mit dem Maschinengewehr geschriebenen Tirade Die schreckliche Wirklichkeit des Lebens an meiner Seite wird die Welt der überbezahlten Expats in Genf mit gnadenlos überdrehtem Hass unter Feuer genommen. Aggressiv, misanthropisch, abgestumpft, korrupt und verdrogt geht es hier zu, aber Höhtkers Rundumschlag ist dabei immer wieder überraschend treffsicher – und überraschend lustig. Allerlei leidlich junge Autoren versuchen derzeit mehr oder weniger subtil, sich als Stimme ihrer Generation auszuzeichnen. So auch Boris Pofalla mit seinem Debütroman Low. Aber Berlin, selbsternannte Künstler-Bohème und 220 Seiten Ereignislosigkeit und Selbstmitleid machen nun mal noch kein Generationenpoträt. Das alles wäre erträglicher, wenn der Held des Romans sich selbst nicht auch noch als Speerspitze des antikapitalistischen Widerstands missverstehen würde. Aber genau das tut er. Und zwar mit einem zumindest für dieses Milieu bemerkenswerten Mangel an Ironie. Wie schreibt man über die Dekadenz im frühen 21. Jahrhundert? So besser nicht. MEPHISTO | DEKADENZ