Liebevoller Beobachter Der Architekt Le Corbusier (1887–1965) und der Fotograf René Burri (1933– 2014) setzen sich in ihrem Schaffen auf sehr unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema Mensch auseinander. Die Schau «René Burri – Le Corbusier, im Zentrum der Mensch» stellt ihre Arbeiten einander gegenüber. René Burri verfolgt das Ideal eines humanen, einfühlsamen und respektvollen Bildjournalismus. Menschen, ob berühmt oder nicht, stehen für ihn im Mittelpunkt. Mit seiner offenen Art gelang es Burri, das Vertrauen der Porträtierten zu gewinnen. Diese Haltung ist auch in den Fotografien zu spüren, die Burri von Le Corbusier machte. Er versuchte, mit seiner Kamera hinter die Fassade des Stararchitekten zu blicken. Seine «biografischen Schnappschüsse» vermitteln den Betrachtenden einen intimen Einblick in das Leben Le Corbusiers. Distanzierter Theoretiker Le Corbusier wiederum ist in seiner Herangehensweise an den Menschen ganz der Theoretiker. So interessierte er sich für die Vermessung der physischen Dimension des Menschen. In den Jahren 1942–1955 entwickelte er den Modulor. Dieses Proportionssystem ist der bedeutendste moderne Versuch, der Architektur eine am Mass des Menschen orientierte Ordnung zu geben. Auch für seine Wohnmaschinen stellte Le Corbusier die Architektur in den Dienst des Menschen und richtete sie auf die Bedürfnisse der Bewohner aus: Die Wohnung sollte eine ideal eingestellte Maschine sein, die den Bewohnern das Leben erleichtert. In den Lithografien Le Corbusiers, die in der Ausstellung zu sehen sind, tritt der Mensch gar als zur Architektur gewordenes Wesen auf.