Es funktioniert Drei Sekunden Zeit hat man, um eine Entscheidung zu treffen. Will oder kann man das nicht, läuft der Film nach Vorgabe seiner Entwickler weiter. Die Software funktioniert perfekt, ganz ohne Verzögerung nimmt die Geschichte – oder nehmen die Geschichten – ihren Lauf. Weber und Pansche war es klar, dass das nicht genügt und es auch eine gute Case-History für ihre technologische Innovation braucht. Das ist ihnen gelungen. «Late Shift» ist nicht nur technisch eine Sensation, sondern überzeugt auch künstlerisch. Kameraführung wie auch die Schauspieler – insbesondere Joe Sowerbutts als Matt – sind beeindruckend. So gesehen sind die knapp 1.5 Millionen Schweizer Franken, die der Film gekostet hat, ein «Schnäppchen», zumal das Format natürlich wesentlich aufwändiger ist als ein linearer, herkömmlicher Kinofilm. Vom Handy ins Kino Ursprünglich war der Film nur als Handy-Applikation gedacht. Die Schweizer Filmförderung lässt das aber nicht zu und schreibt zwingend vor, dass geförderte Projekte den Weg ins Kino finden müssen. Was in gewisser Hinsicht rückwärtsgewandt und nicht zeitgemäss erscheinen mag, erwies sich für die Realisatoren von «Late Shift» als Glücksfall und hat zu einem faszinierenden Ergebnis beigetragen. Denn «Late Shift», vom Schweizer Fernsehen, nicht aber vom BAK mitfinanziert, ist mehr als ein innovatives Projekt, es ist ein historischer Moment und könnte die Antwort auf rückläufige Kinoeintritte sein. Denn jetzt macht es wieder explizit Sinn, sich mit anderen zu einer grossen Audience zusammenzufinden. Wer weiss, vielleicht gelingt es dem Film, genau jene Spezies hinter den Computern hervorzulocken, für die er ursprünglich gedacht war – die Gamer. Frische Luft also für unser geliebtes Kino! Auch künstlerisch überzeugend: «Late Shift» mit Joel Basman