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Das erste multimediale Kulturmagazin der Schweiz

INTERVIEW CHRISTOPH STUEHN Welche besondere Rolle spielt die Schweizer Filmwochenschau für unsere Geschichtsüberlieferung? Die Beiträge der Schweizer Filmwochenschau geben Einblick in das politische, gesellschaftliche und kulturelle Leben der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges und des anschliessenden Aufschwungs in der Nachkriegszeit. Insbesondere in der Kriegszeit und in den 50er Jahren hatte die Filmwochenschau eine wichtige Informations- und Unterhaltungsfunktion für die Bevölkerung, da man sich ansonsten nur über Radio und Zeitung über das Zeitgeschehen informieren konnte. Die Beiträge von damals erlauben uns heute nicht nur einen Einblick in die Geschichten von damals, sondern sie zeigen uns beispielsweise auch, wie sich die Menschen damals gekleidet haben, wie sich Mobilität und Industrialisierung entwickelt haben, wie die Geschlechterrollen definiert waren und welche Bedeutung die Familie hatte usw. Zudem spielen diese Filmdokumente auch eine zentrale Rolle in der Überlieferung unseres immateriellen Kulturerbes. So zeigen sie uns, welche Feste man wie gefeiert hat oder wie Traditionen und Bräuche gelebt wurden. Die Filmwochenschau ist ausserdem ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Medien- und Filmgeschichte, da sie während 35 Jahren in den Schweizer Kinosälen im Beiprogramm präsent war und viele Filmschaffende an der Produktion beteiligt waren. Anders gesagt: Es handelt sich um einen schier unerschöpflichen Schatz an Informationen, die nicht nur für Bildung, Forschung und Wissenschaft, sondern auch für die breite Öffentlichkeit von Interesse sind. Warum sind audiovisuelle Dokumente so wertvoll für die Überlieferung unserer Kulturgeschichte? Audiovisuelle Dokumente, insbesondere die Verbindung aus Bewegtbild und Ton, haben eine besonders emotionalisierende Kraft, uns in vergangene Zeiten eintauchen zu lassen. Sie erlauben uns eine „sinnliche und erlebbare Reise“ in die Vergangenheit; denn die Erinnerung via audiovisuelle Dokumente ist eng mit unserer persönlichen Erinnerung verknüpft. Audiovisuelle Dokumente, wie die Filmwochenschau, sind Gedächtnis- und Erinnerungsorte, die – im Sinne von Maurice Halbwachs und Aleida Assmann – Historisches in die Gegenwart bringen und damit das kulturelle Erinnern massgeblich prägen. Zudem erlauben sie sozusagen auch einen Blick „hinter die Kulissen“. So liefert das Zusammenspiel aus Bildern und Tönen auch Erkenntnisse, die reinen Textquellen verborgen sind bzw. weit über diese hinausgehen, indem sie – richtig kontextualisiert – Sinnstrukturen einer Gesellschaft sichtbar werden lassen.

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