Seelendrama Medea ist eine der faszinierendsten Frauenfiguren der Kulturgeschichte – seit der Antike inspiriert sie Künstler zu immer neuen Interpretationen. Der römische Dramatiker Seneca schildert sie in seiner auf dem Drama des Euripides basierenden Tragödie als dämonisches Unweib, das aus Rache für die Untreue Jasons die gemeinsamen Kinder ermordet. Zu dieser Gräueltat führt auch die «Tragédie mise en musique» von Marc-Antoine Charpentier, die 1693 uraufgeführt wurde; doch seine Titelfigur ist menschlicher, ambivalenter gezeichnet.