Szenarien nichts am Hut hat – wenn man ein bisschen was von Filmen versteht, muss man einfach erkennen, dass dieser Film handwerklich herausragend ist. Ich bin auf jeden Fall ein Fan von gutem Handwerk. Einen gut gemachten Mainstream-Action-Film ziehe ich einem ambitionierten Problemfilm, der auf halber Strecke scheitert, jederzeit vor. Leider gibt es nicht allzu viele grosse Mainstream-Filme, die wirklich gut sind. Aber der erste «Back to the Future»-Film von Robert Zemeckis ist beispielsweise in seiner Art perfekt. Oder, wenn wir weiter zurück gehen, die Filme von Billy Wilder finde ich ebenfalls ganz toll. Haben Sie unter den Filmen, die in den letzten 10 Jahren ins Kino kamen, einen Favoriten? Ja, «Under the Skin» von Jonathan Glazer mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle. Da werden sämtliche Regeln des Science-Fiction-Genres unterlaufen. Ein Film, bei dem man sich streiten kann, ob er überhaupt noch Science Fiction ist. 2003 ist Ihre erste professionelle Filmkritik erschienen. Seither hat sich medial, nicht zuletzt durch das Internet und die sozialen Medien, sehr viel verändert. Wie sehen Sie die Zukunft der Filmkritik? Ganz klar, der qualifizierten Filmkritik geht es heute im deutschsprachigen Raum sehr schlecht. Da spielten die Online-Medien natürlich eine wichtige Rolle, ich denke allerdings, dass die Gratis-Zeitungen am Niedergang der Tagespresse und somit auch an der Filmkritik, beziehungsweise dem Kulturjournalismus insgesamt, einen grösseren Anteil haben. Das Problem ist, dass man davon ausgeht, dass im Netz alles gratis sein muss. Das fördert die Qualität natürlich nicht. Wie sollen die Printmedien sich verhalten? Anders, als sie es jetzt tun. Sie müssen mit den entsprechenden Fachleuten auf Qualität setzen. Eine Pay-Wall für Medien im Onlinebereich ist deshalb unumgänglich. Wenn es darauf hinausläuft, dass selbst so genannte Qualitätszeitungen Honorare zahlen, für die nur noch Studenten arbeiten können, läuft etwas falsch. Wenn ich mehrere hundert Franken für ein Abonnement zahle, erwarte ich Fachkompetenz, die sich über lange Jahre angereichert hat.