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Honoraren, für die ich es mir schlicht nicht leisten kann, einen halben Tag zu arbeiten. Das muss man für eine fundierte Kritik mindestens aufwenden und das hat halt auch seinen Preis, seinen Wert. In der Deutschschweiz gibt es vielleicht ein halbes Dutzend Leute, die in einer Festanstellung über Filme schreiben. Was macht eigentlich eine gute Filmkritik aus? Sie ist auf jeden Fall mehr als eine blosse Kaufempfehlung. Eine gute Filmkritik sagt nicht einfach: Das ist gut oder schlecht, sondern leistet eine Einordnung, eine Analyse. Sie ist selbst dann lesenswert, wenn man als Leser anderer Meinung ist. Ein gutes Beispiel waren für mich die Opernkritiken von Peter Hagmann, der sich leider nach 30 Jahren Tätigkeit als Musikredaktor der NZZ zur Ruhe setzte. Ich versteh überhaupt nichts von Opern, gehe auch nie in eine Aufführung, dennoch las ich Hagmanns Texte immer mit Hochgenuss. Ganz einfach, weil sie interessant waren. Für mich als Leser eröffnete sich eine Welt, weit über das Stück hinaus. Und genau das leistet im Idealfall eine gute Kritik. Die ganze Sternchenkritik wird dem Kino auf alle Fälle nicht gerecht. Welchen Einfluss haben Filmkritiken auf das Konsumverhalten? Eigentlich keinen oder nur einen ganz geringen. Es können alle Filmkritiker gemeinsam Filme wie «The Da Vinci Code» von Ron Howard oder «Transformers» von Michael Bay in der Luft zerreissen. Das ändert nichts daran, dass diese dann doch alle Besucherrekorde brechen. In einem kleinen Bereich wie dem Arthouse-Film ist das allenfalls anders. Hier ist das Problem, dass diese Filme oft nicht genug lang im Kino laufen, bis die positiven Besprechungen wirken. Sie sehen keine Chance für die Filmkritik Ja und nein. Das Angebot an Filmen ist heute so gross wie nie, eigentlich wäre kompetente Einordnung nötiger denn je. Vielerorts scheint man das aber nicht zu erkennen. Beim «Züritipp» wurde beispielsweise kürzlich Thomas Bodmer pensioniert – seine Stelle wird nicht neu besetzt. Auf der anderen Seite besteht die Chance, sich in Nischen zu behaupten, indem wir z.B. für Fachzeitschriften wie dem «Filmbulletin» schreiben. Ich hoffe wirklich, dass wenigstens solche fachspezifischen Medien überleben können. Aber es ist schwierig.

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