Ines Anselmi, wie sind Sie zu diesem Buch gekommen? Eine Freundin, die schon seit Jahrzehnten auf Bali lebt, hat mir die englische Originalausgabe des Buches geschenkt. Nach meinem zweiten längeren Aufenthalt in Bali, dieser wohl berühmtesten der über 17000 indonesischen Inseln, war ich natürlich sehr empfänglich für den Erlebnisbericht von Colin McPhee (1900–1964). Auf dem Rückflug von Bali in die Schweiz hat mir diese Lektüre grosses Vergnügen bereitet, so dass die Zeit im Nu verflog… Später kam mir dann die Idee, das Buch ins Deutsche zu übersetzen, und ich hatte Glück, dass sich der Unionsverlag gleich dafür begeisterte. Was hat Sie daran besonders fasziniert? Obwohl der Autor, im Hauptberuf eigentlich Musiker und Komponist, in den 1930er Jahren in Bali gelebt und das Buch 1946 veröffentlicht hat, trifft vieles was er schildert noch heute zu. Zumindest auf das Bali, das ich in der Gegend um Ubud angetroffen habe. Besonders faszinierend finde ich, wie McPhee über die Musik einen ganz eigenen Zugang zu den Balinesen und ihrer Kultur findet, die erfrischend klare Sprache in der er die Menschen beschreibt, denen er in den langen Jahren seines Aufenthalts auf der Insel begegnete und mit denen er sich befreundet hat. Was ist zentral im Buch? «Ein Haus in Bali» legt Zeugnis ab von McPhee's Annäherung an die balinesischen Musik-, Schauspiel- und Tanztraditionen und von seinen Begegnungen mit ihren Protagonisten. Seine Unvoreingenommenheit, Neugier und Liebe zu den Künsten öffnen ihm die Türen. Er reist bis in die entlegensten Winkel der Insel, um die letzten noch lebenden Meister der alten Gamelan-Musik aufzusuchen, die verschiedenen Stilrichtungen, Musikstücke und Instrumente kennenzulernen. Das Gehörte setzt er in intensiver Zusammenarbeit mit balinesischen Musikern in Notenschrift um, transkribiert ausgewählte Gamelan- Stücke für westliche Instrumente oder spielt sie den verblüfften Zuhörern gleich selber auf dem Piano vor.