Der Gehorsam ist nicht immer leicht Seit 50 Jahren lebt und arbeitet Schwester Martina nun in Seedorf. Vieles hat sich in- zwischen geändert. Geblieben ist das Fun- dament des Ordenslebens: die Suche nach Gott im täglichen Gebet und in der Arbeit. «Ja, ich würde diesen Weg wieder gehen», sagt Schwester Martina . «Zwar muss ich auf vieles verzichten. Doch mir fehlt eigentlich nichts.» Dass sie arm sei, verneint sie ent- schieden. «Meine Eltern erlebten, was Armut heisst. Wenn man von beiden Elternteilen die Liebe und Geborgenheit vermissen muss, dann ist man sehr arm.» Sie habe alles, was sie brauche. Im Grunde genommen sei sie so- gar sehr reich. Sie müsse nicht dauernd dem Geld nachrennen, um ihre Karriere besorgt sein oder Angst haben, das Ersparte reiche dereinst nicht aus. Für Schwester Martina ist klar: «Dies alles hat etwas enorm Befreiendes an sich.» Sicher, auch im Kloster scheint nicht immerdieSonne.«EinLebenineinerGemein- schaft mit unterschiedlichen Charakteren be- nötigt gelegentlich viel Geduld – und auch Nerven», gibt Priorin Martina offen zu. Und was fällt ihr am Klosterleben am schwers- ten? «Der Gehorsam», sagt sie nach längerem Nachdenken. «Oft würde ich etwas lieber an- ders oder gar nicht machen. Doch ein Ja zum Kloster bedeutet auch ein Ja zu einem Leben in der Gemeinschaft.» Grosse Sorgen bereitet Schwester Martina, dass diese Gemeinschaft immer kleiner wird. Als sie eintrat, lebten rund 40 Schwestern im Kloster. «Heute sind wir zehn. Selbstverständlich fragen wir uns immer wieder, wie soll es weitergehen.» Doch im gleichen Atemzug fügt sie entschlossen hinzu: «Jetzt sind wir jedenfalls noch da. Voll Vertrauen überlassen wir es unserem Herr- gott, was er mit uns vorhat.» Schauen Sie hinter die Türen des Klosters St. Lazarus. Priorin Martina Baumann lebt seit 50 Jahren im Kloster St. Lazarus Seedorf. 49 UNSER TR AUM KLOSTER ST. LAZARUS